Umbau Mariä Himmelfahrt Stuttgart-Degerloch

Wettbewerb 1. Preis

Das in Stuttgart-Degerloch neu entstehende Trauerpastorale Zentrum verbindet verschiedene Welten miteinander und muss für Besucher intuitiv im Stadtraum verständlich sein, weshalb der Entwurf großen Wert auf die Verbindung von TPZ, Kirche und Friedhof legt.

Im Zuge der barrierefreien Erschließung soll der Vorplatz um drei Stufen abgesenkt werden. Der Kirchgarten findet im Osten eine Fortsetzung in einem gefassten Außenraum, dessen Mauer zukünftig als Kolumbarium genutzt werden kann. Als Ort für kleine Messen oder Kirchliche Feiern wie Taufen etc. bildet dieser Außen- raum das Gelenk zwischen Kirche, TPZ und Friedhof. Ein Durchbruch in der Friedhofsmauer und eine Öffnung im Seitenschiff der Kirche verbinden die Elemente auf selbstverständliche Art und Weise.

Symbolisch für das Leben steht der Kirchenraum von Mariä Himmelfahrt zwischen Alpha und Omega und soll uns an Anfang und Ende erinnern. Der im Grundriss konische, in Anlehnung an den ersten Buchstaben im klassischen griechischen Alphabet – A , neu gestaltete Eingangsbereich bildet den Auftakt zum Raum als offener empfangender Ort des Eintretens. Dem gegenüber steht der kreisförmige Ausschnitt in der Wand zwischen Kirchen- und Chorraum, der formal an den letzten Buchstaben – Ω erinnert und damit Pate steht zu einem Übergang in die Welt nach dem Leben. Sehr markant rückt die kreisförmige Öffnung in der Wand zwischen Kirchen- und Chorraum das Marien-Mosaik in den Fokus.

Das Mittelschiff erhält einen klarer definierten Abschluss und die neuen, sich über die gesamte Raumbreite erstreckenden Stufen bilden den Auftakt zum Chorraum. Die Stufen bilden Raum für besonders geprägte Zeiten wie Erntedank, Weihnachten oder Veranstaltungen wie Kirchenkonzerte. Der Chorraum findet seinen Abschluss im Ort der Kerzenentzündung im Osten vor dem raumprägenden Mosaik.

Im Windfang finden sich links und rechts des Eingangs hölzerne Prospektnischen, die in die Verkleidung der Stuhllager übergehen. Von Oben wird der Eingangsbereich durch die Empore gedeckt, sodass der Eingangsbereich durch seine niedrigere Raumhöhe sanft in den Kirchenraum überleitet.

Die neu gestaltete Empore – das Obergeschoß der Kirche führt die Geste des Eingangs nach oben fort. Zwei seitliche Wangen nehmen die Sänger der Chöre auf und flankieren subtil den zentralen Ort des Tauf- und Weihwasserbeckens im Erdgeschoss.

Über diesem thront das Hauptwerk der neuen Orgel markant über dem Kirchenraum und bildet das zentrale Element der Empore. Das helle Holzrelief des Eingangsbereichs bekleidet das Einbaumöbel und das Schwellwerk der Kirche während das durchlässige Geländer aus Messingstäben den Klängen der Orgel Platz lässt, sich zu entfalten.

Prinzipalien

Was kommt nach dem Tod? Was und wo werden wir nach dem Tod sein? Werden wir überhaupt noch sein oder kommt nach dem Tod nichts? Der Glaube an die Auferstehung nach dem Tod und die Vorstellung, sich vor dem Tod nicht fürchten zu müssen, weil Gott uns nach dem Tod erhellt, spendet Hoffnung und Trost. Allerdings stellt sich seit Menschengedenken die unvermeidbare Frage, was wir nach dem Tod sein werden. In diesem Vakuum des „Nichtwissens“ hilft uns der Glaube an Gott, der aus dem Nichts Alles gemacht hat, er nimmt uns die Angst davor, dass wir physisch gesehen nach dem Tod zu Staub und Asche zerfallen und „Garnichts“ mehr sind, weil im Nichts die Potentialität zu Allem besteht.

„Dreißig Speichen umringen die Nabe, wo Nichts ist, liegt der Nutzen des Rads
Aus Ton formt der Töpfer den Topf, wo er hohl ist, liegt der Nutzen des Topfes
Tür und Fenster höhlen die Wände, wo es leer bleibt,
liegt der Nutzen des Hauses
So bringt Seiendes Gewinn, doch Nichtseiendes Nutzen“

Gedicht über Nichts, Laotse, 6.Jhd. v. Chr.

Diese prägende Potentialität des Nichts bildet den Ausgangsgedanken der neuen Prinzipalien. Massive Steinblöcke umgeben ein Vakuum. Verbunden mit Messingkreuzen als Symbol des christlichen Glaubens halten sie die Bausteine zusammen und verbinden was zusammengehört. Erst das Zusammenfügend und der Zusammenhalt der einzelnen Bausteine bildet das Ganze, das nur gemeinsam bestehen kann.